Orgelstudio in Ilfeld

Im Zuge der großen Orgelsanierung in Ilfeld entstand eine begehbare Orgel.

Orgelstudio in Ilfeld

Eine online - Besichtigung gibt es hier oder hier.

Die Königin der Instrumente wird überall hoch geehrt. Jahr der Orgel, mitteldeutsche Orgellandschaft, ja sogar immaterielles Kulturerbe der Menschheit (warum eigentlich immateriell?)

An Würdigungen der Orgel von Expertenseite fehlt es also nicht. Fast kann man den Verdacht haben: weil die Menschen nicht mehr regelmäßig die Orgel hören und mit ihr singen, muss ihre Bedeutung auf verschiedene Weise betont werden. Auf die Idee, ein Jahr des Smartphones auszurufen oder den Supermarkt zum Welterbe zu erklären, ist meines Wissens noch niemand gekommen.

Das hoch geehrte Instrument wieder stärker in das Leben der normalen Menschen zu bekommen ist eine schöne Aufgabe, der sich Kirchengemeinden widmen können. Und da hatten wir in Ilfeld einen Plan.

Dass die Orgel der Fa. Jehmlich aus den 50er Jahren aufwändig gereinigt werden muss, war schon einige Jahre klar. Auch das Geld dafür war vorhanden.

Angeregt durch einen Besuch der Röverorgel in der Bernburger Marienkirche (auch ein lohnenswertes Ziel für Orgelinteressierte) entstand die Idee, im Zuge dieser Arbeiten die geräumige Orgelkammer hinter dem Instrument zu einem Orgelstudio umzubauen.

Die Menschen, die das Orgelstudio besuchen, sollen mit Augen, Ohren und Händen wahrnehmen und staunen; sie sollen etwas tun und natürlich viele Dinge lernen: Wie funktioniert eine Orgel, wie unterschiedlich kann sie klingen, warum ist es recht leicht und auch sehr schwer, dieses Instrument zu spielen.

Auf das Ergebnis sind wir in Ilfeld stolz. Denn nun kann man eine Menge entdecken und die meisten Gäste schaffen mit einem Besuch gar nicht alles.

Orgel begehbar

Es ist nun möglich, der Orgel ganz nahe zu kommen. Besucherinnen können die Abstrakten sehen und vorsichtig anfassen, dabei sogar Töne erzeugen.

Zwei Windladen haben ein Fenster bekommen, so dass die Bewegungen der Ventilklappen sichtbar werden. Wenn am Spieltisch ein Register gezogen wird, ist auch das an der Windlade sichtbar.

Mittels Holztreppe (Zimmerer Johann Heimrich) geht es hoch zum Hauptwerk. Dort sind die meisten Pfeifen zu sehen.

Alle wichtigen Teile der Orgel können per Taster beleuchtet werden, so dass die Entdeckung des Instrumentes auch rein optisch möglich ist - gebaut vom Elektromeister Axel Bornemann.

Anstrengende Beinarbeit mit Spaßfaktor

Drei verschiedene Arten von Bälgen hat die Orgel: Keilbalg (Schöpfbalg), Magazinbalg (Hauptbalg) und Schwimmerbalg (Ausgleichsbalg) – alle natürlich aus der Nähe zu betrachten.

Die Tretanlage ist instand gesetzt, so, dass der interessierte Besucher selbst Hand anlegen oder besser Fuß anstellen kann, um für den nötigen Wind zu sorgen. Eine Betätigung, die bei vielen gut ankommt.

Andere jedoch sparen ihre Kraft für weitere Mitwirkungsmöglichkeiten.

Eine Orgel in der Orgel

Es entpuppte sich in den ersten Monaten der Nutzung zum Highlight: das kleine Orgelmodell mit 6 Registern: ein Ochsengebrüll, ein Vogelgezwitscher, ein Kuckuck, ein Glockenspiel, eine Zungenpfeife zum Selberstimmen und – unsere Kirche liegt direkt an der Harzquerbahn – eine Dampflokpfeife. Auf einem Stück Windkanal fährt dann auch die Dampflok der Harzer Schmalspurbahn ihre kleine Runde, natürlich nur im H0 – Modell und ausnahmsweise nicht mit Wind, sondern mit Strom angetrieben.

Melopipes – Werde zur Orgelpfeife!

Mit Gruppen kann man im Studio sehr schön Musik machen. Jede einzelne Person bekommt eine kleine Holzorgelpfeife, eine sog. Melopipe der Fa. Hüfken (die im Übrigen das ganze Projekt mit viel Engagement umgesetzt hat) in die Hand und mit Hilfe einer auch für musikalisch Ungebildete lesbaren Notenschrift erklingen einfache Lieder ein- oder zweistimmig.

Es wird also zum Erlebnis, die Ilfelder Orgel zu besuchen. „Erlebnisorgel Ilfeld“ - so könnte man sagen.

Die Georg-Marien Kirche in Ilfeld ist täglich und ohne Aufsicht geöffnet. Das ist uns aber für das Orgelstudio zu riskant. Deshalb hat es bisher keine festen Öffnungszeiten. Das ist für die relativ kleine Kirchengemeinde (ca. 500 Gemeindeglieder) nicht zu schaffen. Wir hoffen natürlich auf steigende Besuchszahlen. Und vielleicht finden sich dann auch Ehrenamtliche, die gewisse Öffnungszeiten abdecken können. Ein paar wohlklingende Töne auf dem Manual sind schnell gelernt, so dass eigentlich jede und jeder die Orgel in ihrer ganzen Schönheit vorstellen kann. Und das meiste ist ja ohnehin zum selbst Ausprobieren derer, die in das Orgelstudio kommen. Eine telefonische Anmeldung im Pfarramt (036 331 46 372) ist jedenfalls immer möglich.

Weitere Firmen, die am Orgelstudio mitgewirkt haben: Holzbau Schmidt (Ilfeld), Tischlerei Bornemann (Ilfeld),  Malermeister Schulze (Heringen)


Mehr Fotos

gesamt2  Kirchengemeinde Tretanlage1  Kirchengemeinde Windlade  Kirchengemeinde O-Modell  Kirchengemeinde Melopipes  Kirchengemeinde Dampflok  Kirchengemeinde